Die Semi-Automatisierte Biotoptypenkartierung

Die von RaUm Consult GmbH entwickelte automatisierte Strukturkartierung fasst verschiedene amtliche Datenquellen zusammen und analysiert zusätzliche Parameter zur Landschaftsanalyse. Daraus wird ein zusammenhängendes Landschaftsstrukturmodell des Untersuchungsgebiets erzeugt.

Die entwickelte automatisierte Strukturkartierung hat deutliche Vorteile gegenüber der ausschließlichen Verwendung von amtlichen Informationen für die Trassenplanung. Insbesondere die Auswertung der LiDAR-Daten (= Light Detection and Ranging) ermöglicht eine detaillierte Analyse und Darstellung von Biotop- und Landschaftsstrukturen. Deren Ortsgenauigkeit und Qualität gehen über die standardisierten Daten der amtlichen Vermessungsverwaltung deutlich hinaus. Zudem werden kleinteiligere Landschaftsstrukturen wie Gebüsche und Gehölzbestände aufgelöst und bodenkundliche Informationen eingebunden. Einzelbäume/Baumgruppen werden aus den LiDAR Daten extrahiert und Vegetationshöhen ermittelt. Der Verlauf von Gräben und Böschungen wird in den Auswertungen der LiDAR Daten evaluiert und spezifiziert. Über die Verwendung von Feldblöcken und deren Nutzungstypen aus landwirtschaftlichen Fachdatenbeständen können durch die automatisierte Strukturkartierung beispielsweise die ALKIS  Nutzungstypen (= Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem) ausdifferenziert werden.

Die frühe Einbeziehung der Daten aus der automatisierten Strukturkartierung in den Planungsprozess und in die technische Planung hat mehrere Vorteile. Einerseits können die genaueren landschaftlichen Gegebenheiten in die technische Trassenplanung einbezogen werden und erhöhen damit die Qualität der Trassierung. Andererseits können Belange der Umweltplanung in einem früheren Stadium des Planungsprozesses berücksichtigt werden und dadurch ökologische Konflikte und ökologische Ausgleichsmaßnahmen von Trassenalternativen frühzeitig besser abgeschätzt werden.

Das Modell der Strukturkartierung kann im weiteren Planungsprozess durch die von RaUm Consult entwickelte semi-automatisierte Biotoptypenkartierung weiter geschärft werden, um die notwendigen Informationen für das nachfolgende Planfeststellungsverfahren zu liefern. Die semi-automatisierte BTTK stellt die Biotoptypen im Maßstab 1:2.000 dar, wobei die Biotoptypen auf zweiter Hierarchieebene (Haupteinheiten) dargestellt werden (Abbildung 3). Damit dient das Modell als Grundlage für eine Geländekartierung, bei der Biotoptypen auf letzter Hierarchieebene nach Drachenfels bestimmt werden (Untereinheiten mit Zusatzmerkmalen). Die semi-automatisierte BTTK kann also im Bedarfsfall im Rahmen eines Folgeauftrages realisiert werden. Zusätzlich sind Kartierungen im Feld notwendig, deren Aufwand durch die semiautomatisierte Kartierung aber deutlich reduziert werden kann.

Ausschnitt einer Karte mit Abgrenzung der Biotoptpyen

Das erzeugte Landschaftsmodell kann zudem im Planungsprozess mit relativ geringem Aufwand an geänderte Trassenverläufe und aktualisierte Informationen angepasst werden und damit die technische Planung während der gesamten Projektlaufzeit unterstützen. Zudem kann das Modell als geometrische Grundlage für die weitere Präzisierung der Kartierung inklusive der notwendigen Kartierungen im Feld genutzt werden, die dadurch schneller und effizienter durchgeführt werden können. Die Erfahrungen bei der Anwendung des Modells in der Stromtrassenplanung (z.B. Rhein-Main-Link) haben darüber hinaus gezeigt, dass bei entsprechender Anpassung auch weitere umweltplanerische Arbeitsschritte wie die landschaftspflegerische Begleitplanung und die Erfassung von Tierartengruppen durch Habitatpotenzialanalysen wirkungsvoll unterstützt werden.